Falls Sie zur derzeit so viel besprochenen Generation Y gehören, erinnern Sie sich möglicherweise selbst noch daran: Es ging ganz schnell, dass alle Mitschüler ein Handy besaßen – und ebenso schnell, dass diese im Unterricht verboten waren. Inzwischen sind aus Handys, die Telefonate, Kurznachrichten mit 160 Zeichen und Snake-Spielen ermöglichten, leistungsstarke Smartphones geworden. Ihre Rolle im Unterricht ist aber weitgehend unverändert: Benutzung verboten.Dabei bieten moderne Mobile Devices so viel Potential, wenn es um Lernen geht! Und nicht nur das: Sie werden bereits rege dafür genutzt! Bewusst, wenn Lern-Apps installiert werden oder englische Vokabeln in der Wörterbuch-App übersetzt werden. Unbewusst, wenn man online etwas Interessantes liest und einen Screenshot in die Messenger-Gruppe stellt. Sogar in der Freizeit aufgenommene Fotos können ganz automatisch zu digitalen Lerninhalten werden: Der Urlaubsschnappschuss einer Kathedrale oder eines Denkmals mit einer Handvoll Infos verschickt und schon entsteht für den Empfänger eine ungeplante – und möglicherweise unbemerkte – Lernsituation.
Das Stichwort ist Mobile Learning, kurz: M-Learning. Und mobil ist es in vielerlei Hinsicht: Es funktioniert ortsunabhängig, das ist klar. Gelernt wird im Zug, zu Hause oder sogar im Urlaub. Die Zeit spielt in der Regel ebenfalls keine Rolle; wann und wie lange sich ein Lerner einer bestimmten Lern-App widmet, bleibt ihm überlassen. Dank responsiver Designs ist auch das Endgerät variabel; gute Anwendungen funktionieren auf dem Smartphone ebenso wie auf Laptops und Tablets. Selbst ob der Lerner sich dem Lerninhalt allein widmet oder in der Gruppe ist beim M-Learning nicht festgelegt.
Mobile Learning ist im Alltag bereits weit verbreitet: Wir suchen online nach Informationen, lesen im Bus E-Books und studieren abends auf der Couch die Google News. Warum spielt das Thema also in Schule und vergleichbaren offiziellen Lernsituationen eine so verhältnismäßig geringe Rolle? Anstatt Smartphones und Tablets aus dem Unterricht zu verbannen, ließe sich doch die technische Affinität der Schüler dazu nutzen, einen modernen und interaktiven Unterricht zu gestalten – mit digitalen Komponenten, die Schüler während Ausbildung, Studium und Beruf ohnehin beherrschen sollten.
Dabei ist das Thema keineswegs ein Neues, denn mobil gelernt wurde doch eigentlich schon immer mithilfe von Büchern, CDs, Karteikarten. Warum also nicht ergänzen durch E-Book, Tablet und Smartphone? Das bedeutet keineswegs, dass klassische analoge Lernformate abgelöst werden sollten. Sie lassen sich jedoch häufig gut und sinnvoll durch digitale ergänzen; in der Schule ebenso wie an der Hochschule oder im Unternehmen. Die Digitalisierung ist da; nutzen wir sie also bestmöglich, anstatt sie aus bestimmten Lebensbereichen zu verbannen.